Die Herausforderung ist der pure Wahnsinn - live


Zunächst sollte man wissen, dass es sich bei diesem Treffen um eine rein private Veranstaltung mit nichtkommerzieller Ausrichtung handelt.
Alle allgemeingültigen Regeln, die man so von anderen Bogenturnieren kennt, sind hier außer Kraft gesetzt. Das einzigste, worauf man sich mit Sicherheit verlassen kann ist: ... dass man sich auf nichts verlassen kann. Das bedeutet, sei auf alles vorbereitet, lass es über Dich ergehen. Erdulde alle Dir auferlegten Aufgaben und Strapazen, lass das Dir Widerfahrene erst einmal in Ruhe sacken – dann noch einmal alles reflektieren, gut darüber nachdenken und danach ein Urteil über Sinn oder Unsinn fällen.
In der Regel wirst Du sofort erkennen, dass Deine Anwesenheit hier eine kleine Spur in Deinem Leben hinterlässt. Manchmal kann der Erkenntnisprozess auch etwas länger dauern.

Kommen wir nun zur Sache - wie funktioniert das Ganze ?

Als erstes musst Du Dich beim Veranstalter bemerkbar machen. Schon jetzt hast Du das Gefühl . . . das kann gar nicht echt sein ... ist es doch!
Du willst gleich noch Deine Kumpels mit anmelden – is nich!
Jeder, der teilnehmen möchte, muss das  persönlich signalisieren. Es werden nur Einzelanmeldungen akzeptiert!
Da jeder persönlich vom Veranstalter abgecheckt und eventuell  angeschrieben und eingeladen wird.
Solltest Du zu den Glücklichen gehören, erhältst Du dann etwas später den ersten Brief – die Vorankündigung. Jetzt öffnest Du ein Buch mit sieben Siegeln und schon bist Du mitten im Aschenputtelprinzip.
Viel kannst Du dem noch nicht entnehmen, alle Klarheiten sind beseitigt – eine Vielzahl von Aufgaben werden gestellt, die Dein Hirnschmalz dünnflüssig werden lässt. Erste Zweifel bezüglich Deiner Absicht, die Herausforderung anzunehmen, machen sich zwischen Deinen Hirnhälften breit.

       Die Herausforderung ist nämlich
nicht jedermanns Sache ... soll sie auch gar nicht !!! 

Bist Du nun immer noch bereit teilzunehmen, kannst Du Dich in der geforderten Form
anmelden.  Kurz über lang flattert Dir dann ein zweiter Brief ins Haus – die Meldebestätigung.

Nun zieh Dich warm an, denn jetzt ereilen Dich die detaillierteren Informationen und natürlich weitere obskure Hürden.
Da Du zu diesem Zeitpunkt schon einige Stunden mit Grübeln verbracht hast, bist Du schlussendlich bereit den geforderten Unkostenbeitrag diskussionslos zu entrichten.
Landen die Eusen nun auch noch auf dem richtigen Konto, hast Du Dir Deine Teilnahme
redlich erkämpft.Von Stund an kommt der längst vergessene Weihnachtsmann ins Spiel – Vorfreude ist die schönste Freude. Da Du ja nun den genauen Termin der HF kennst, überprüfst Du zunächst einmal Deinen momentanen Fitnesszustand und Dein Körpergewicht. Mit Schrecken stellst Du dann eventuell fest, dass sich physische Abgründe auftun ... vielleicht auch nicht.

Die täglich mit Survivalausrüstung zurückzulegende Strecke beträgt ca. 20 bis 25 km.

Anlässlich des Jubiläumsturniers (10.HF) kam es auch schon zu 100 km. Soviel zum Thema „Verlassen“ – die HF macht froh und heiter ... und die Füße breiter.
Dazu kommen noch halsbrecherische Acts, Kneipkuren und der Einsatz unterschiedlichster Fortbewegungsmittel.

Heute ist es soweit, Deine Anreise geplant – im Gepäck befinden sich ein LB oder RB ohne alles und eine Unmenge von ausschließlich Holz – oder Alupfeilen. Auch hast Du alle Hinweise bezüglich der Ausrüstung beherzigt. Wesentlicher Gegenstand ist das menschentragende, mindestens 5m lange Sicherungsseil, welches Du in einer Lebensmitteldiscounterplastikfolientragetasche mit Dir führst.
Jetzt machst Du Dich auf  zum Flashmop!!
Theoretisch kann Dir nun bei der Anmeldung vor Ort nichts mehr passieren.
Zu früh gefreut ... es geschieht immer noch etwas, womit Du nicht gerechnet hast, versprochen!

Bei der Anmeldung erfolgt ein Datenabgleich, um eine weitere langfristige Kommunikation zu vereinfachen. Von nun an verlierst Du Deine eigene Identität, bekommst möglicherweise eine „Orange Gesichtsfarbe“ ( Teil 8) oder machst Dich auf eine andere Weise zum Vollhorst.  Aber egal!

grüne Schlafmütze

Jetzt noch rasch die Belehrung unterzeichnet und natürlich zuvor gelesen. Brav entrichtest Du die Verpflegungspauschale, deren Höhe Dir bereit bekannt ist. Sie beinhaltet eine überaus reichliche, nahrhaft, wohlschmeckende, gesunde, naturnahe und nachhaltige Vollwertkost. Eigene Spachtelmasse ist nicht erwünscht!
Berauschende, niederprozentige und neutrale Getränke sind in unbegrenzter Menge enthalten.
Dein Material wird auf Vollständigkeit und Tauglichkeit begutachtet und möglicherweise von alten herumlungernden HF- Füchsen belächelt.

Die Sonne steht schon tief, es ist ca. 18.00 Uhr. Es folgt die ungewöhnlichste Eröffnung, die Du als Chitchako der HF erlebst. Die einzelnen Jagdgruppen werden vom Veranstalter nach einem System, dessen Logik Dir verschlossen bleibt, zusammengestellt. Zum Glück wurde Dir Dein Wunsch, mit einem Freund in einer Gruppe zu leiden, entsprochen. Völlig verdattert hältst Du ein Wertungsbuch und eine Landkarte in den Händen. Eben alles ungewohnt und befremdlich – eben alles ein bisschen anders!

Nach der Zeremonie werden die Jagdlager aufgesucht, Schlafplatz herrichten . . . es folgt ein gemütlicher Abend am Lagerfeuer. Du spitzt die Ohren und hörst diverse Schauergeschichten, die Deine Körperbehaarung im rechten Winkel abstehen lässt. Verunsichert zitterst Du Dich in den Schlaf. Der nächste Morgen bricht an . . . es ist 6.00 Uhr , dunkel, Eiskristalle glitzern an den Spitzen der Grashalme. Jedoch eine Unmenge Adrenalin in Deinem Blut machen Dich hellwach! Alte HF- Füchse übernehmen sofort das Kommando.

Schnell brennt das Feuer, darüber ein Topf mit dem Morgenkaffee. Einige Jäger packen bereits und machen sich marschbereit. Du, als Neuling, stehst etwas hilflos am Rande des Geschehens. Dafür kassierst Du einige herbe Sprüche von alten HF-Füchsen. Jetzt hast Du noch die Chance abzubrechen, in einer Stunde ist das nicht mehr so einfach.

Um 7.00 Uhr macht sich Deine Gruppe, bestehend aus 5- 6 Schützen, auf den Weg. Weitere werden im Stundenabstand folgen. Bis dahin gibt es allerdings noch viel zu tun – Ordnung schaffen für die nächsten Gruppen!
Zu diesem Zeitpunkt ist Dein Team bereits unterwegs. Man hat Dich als verantwortlichen Schreiber und Kartenträger auserkoren, d.h. Du musst Deinen Spürsinn einsetzen. Plötzlich wirst Du nervös, Du findest das angegebene Tier nicht – was nun? Also am Ziel vorbei, umkehren und suchen. Ihr teilt Euch, bis aus einiger Entfernung der rettende Ruf ertönt: „ Gefunden – hierher!“

Du stehst an einem weißen, nummerierten Stiel – super! Aber wo ist das Viech? Dem Wertungsbuch entnimmst Du, dass Du hoch oben in den Bäumen suchen musst - Eich-hörnchen klettern nun mal auf Bäume!!  

Heinzi und das Eichhörnchen

Nachdem alle geschossen haben, geht´s an die Auswertung. Und wieder ist alles anders, als Du je erlebt hast. Eine eigene, hausgemachte Wertung liegt der HF zugrunde. Du kannst drei beringte (nummerierte) Pfeile schießen. Zwei Pfeile, die im Tierkörper stecken, werden gewertet. Die Tiere sind in vier Trefferzonen eingeteilt.

  1. Kill (Tod)
  2. Schwerer Körpertreffer
  3. Weidwundgeschossen
  4. Unzone ( Hörner, Flügel, Schwänze, Panzer)

Wertung

 

          Kill

   Schwerere    
Treffer

    Weidwund

       Unzone

1. Pfeil

          + 30

          + 15

         - 30

            0

2. Pfeil

          + 20

          + 10

         - 30

            0

3. Pfeil

          + 10

          +   5

         - 30

            0

Die Treffer werden dann miteinander bzw. gegeneinander verrechnet. Nun kommen eventuelle Multiplikatoren ins Spiel. Besonders anspruchsvolle Schüsse werden mit doppelter oder sogar bis zu 5-facher Wertung belohnt bzw. bestraft. Auch solltest Du die Wertungshinweise aufmerksam befolgen. Kleine oder plüschige Viecher sind nicht unterteilt.

Das Moorhuhn

So geht das nun den ganzen Tag – Rucksack rauf, Rucksack runter, Schießen, Klettern, Wandern, Kneipkur usw. Irgendwie kommt Dir der Wald unendlich vor ... wild, romantisch und überhaupt ist alles wie bei einer richtigen Bogenjagd.
Den Patzer von Scheibe 1 solltest Du jedoch nicht all zu oft machen, da Du Dir mit Sicherheit den Zorn der ganzen Gruppe aufhalst. So werden nämlich aus geplanten 20 km schnell mal 30 km. Besonders knuffig ist es am 3. Tag, wenn Du nämlich im Gesäß bist!

Aus diesem Grunde ist es ratsam, wenn jedes Teammitglied abwechselnd die Führung übernimmt. In Deinem Kopf machen sich seltsame Gedanken breit. Du denkst an Aufgabe, doch dann würdest Du als verschollen gelten.
Gegen 18.00 Uhr erreicht Deine Gruppe das nächste Lager. Bilanz des heutigen Tages:
11 h unterwegs gewesen, 3 mal verirrt, 5 mal auf astlose Bäume geklettert, 3 Kneipkuren überstanden, Kanu gefahren, an keiner Kneipe vorbeigekommen, 24 mal von Deinen Mitstreitern angemotzt worden und 25 mal Deine Teilnahme an der HF verflucht.

Aber Du hast schon 1/3 hinter Dich gebracht !!!

Ein Zurück gibt`s nicht !!!

Du fühlst Dich unendlich kaputt  aber unheimlich gut, so oder ähnlich verlaufen die nächsten Tage. Dein Chitchakoimmage schwindet!

Beim Wandern zieht sich das Team zusehendst auseinander, was Du nicht gut findest. Das Gehen wird mehr zu einem Trotten. Auf diese Weise erreichst Du nach mehreren Tagen Deine Ausgangsposition.

Eine unglaubliche Erleichterung stellt sich beim Anblick Deines geliebten Autos ein. Du reißt den Kofferraum auf und lässt den Rucksack hinein plumpsen, spannst den Bogen ab  und denkst . . . geschafft !!

Doch auch da irrst Du Dich . . . und zwar gewaltig!

Zunächst treffen sich jedoch alle Teilnehmer wieder im Hauptlager in Herzsprung, am Parsteiner See. Dort kann man, nachdem in den letzten Tagen ausschließlich die Füße gewaschen wurden, gepflegt warm duschen und eventuell „Wölfe“ und /oder „Blasen“ o.ä. Wehwehchen versorgen.

Blasen!

Während dessen sind die Veranstalter damit beschäftigt, die Zwischenergebnisse auszuwerten. Du bist guter Dinge, denn Du hast gut geschossen – als hätte Diana selbst Deine Pfeile ins Ziel gelenkt!     Zu früh gefreut – hat schnell bereut!
Schon brüllt am Waldesrand ein gar grimmig Bär, der alle Schützen noch einmal herausfordert. Gehört hast Du von dieser Nervenzerreißprobe schon des Öfteren , nun ist es aber für Dich an der Zeit.
Dir steht Ursus in voller Größe persönlich gegenüber, jedoch so nahe, dass es nur einen von Euch geben kann. Du nimmst einen Pfeil, legst ihn auf Deinen Bogen, spannst ihn und hältst genau auf´s Kill. Beängstigend erklingt das „Lied vom Tod“. Schwirrend saust der Pfeil von der Sehne und Diana schließt die Augen.

Das war ja wohl absolut nichts  -  nur ein Kill hätte Dein Leben gerettet!

Mit dem Schuss daneben reihst Du Dich in die recht große Schar der „Verstorbenen“ ein. Da Du bis zu diesem Zeitpunkt die meisten Punkte hattest und diese nun nicht mehr brauchst, wirst Du anschließend die Siegerehrung unter dem „Leichentuch“ erleben (Petra W. und Ronny L.). Das es mächtig lustig zugeht kannst Du hören.

Du stellst Dir vor, Du hättest den letzten, alles entscheidenden Pfeil getroffen. Dann würdest Du jetzt mitlachen und einen der doch recht brauchbaren Preise erhalten. Auch die Preisvergabe weicht vom normalen Turnier ab, prämiert werden in jeder Bogenklasse der erste und der letzte Lebende. Das bedeutet, derjenige mit den meisten bzw. mit den wenigsten Punkten.

Zum Ende der Siegerehrung wirst Du dann aus Deiner bedrückenden Lage befreit. Eigentlich warst Du ja der Beste und hast nur für einen Augenaufschlag die Nerven verloren, dafür erhältst Du nun für ein Jahr den Wanderpokal


>>  Dem der Bär in den Arsch beißt  <<

Ein gutes hat es dennoch:

Dein Startplatz für die nächste HF ist Dir sicher, denn Du musst den Wanderpokal persönlich zurückbringen. Vergisst Du ihn aber, so entstehen Dir erhebliche Repressalien !!!
Auch die anderen Preisträger haben ihren Startplatz für die nächste HF sicher.
Fast schon sind alle Strapazen vergessen, nur einige Jäger laufen breitbeinig oder hinken. In der Sauna hört man schaurige Geschichten. So ganz spurlos geht die HF eben an keinem vorbei.

Fackeln lodern in der dunklen Nacht. Im Pavillon locken köstliche Leckereien.
Am knisternden Lagerfeuer lachen und reflektieren wir das Erlebte bis in die Morgenstunden. Irgendwann wird es still . . . der jagdliche Teil der HF  ging zu Ende.

am Lagerfeuer

Am nächsten Morgen, die Sonne strahlt am azurblauen Himmel, sind alle frohgelaunt. Voller Spannung bereiten sich alle Schützen auf die HF der HF vor . . . ein eindrucksvolles Erlebnis als krönender Abschluss des Turniers.